Wachstumsfeld erneuerbare Energien − Steuerung und Controlling bei Vattenfall Wind
Shownotes
Fragen:
Wie haben sich die erneuerbaren Energien in den letzten Jahren bei dem Energieunternehmen Vattenfall entwickelt? Welche Bedeutung kommt den nichtfossilen Energieträgern inzwischen bei Vattenfall zu? Welche Entwicklung ist für die Zukunft zu erwarten?
Welche Rolle nimmt Vattenfall Wind als Wachstumsbereich in einem traditionell geprägten Konzern ein? Welche Vorteile und welche Nachteile sind damit verbunden? Was bedeutet dies für die Organisation und die Prozesse? National und international?
Welchen Einfluss haben die erneuerbaren Energien auf die Gewinnung von neuen Talenten für Vattenfall? Wie ist der Wettbewerb um neue Mitarbeiter? Gibt es Unterschiede bei den Kompetenzbereichen? Wie ändern sich Anforderungsprofile?
Wie ist die Controlling-Organisation bei Vattenfall Wind zu den Units „Offshore", „Onshore" und „Solar and Battery" aufgestellt? Welche Aufgaben werden zentral und welche dezentral gelöst? Für die Länder, Business Units und Projekte?
Was bedeutet Partnering bei Vattenfall Wind? Welche Möglichkeiten bietet es? Ist Partnering relevant für alle drei Units von Vattenfall Wind?
Was sind die wesentlichen Herausforderungen für eine Finanz- und Controlling-Organisation in einem solchen Umfeld? Welche Kenngrößen sind relevant für Steuerung und Controlling?
Wie ist das Zusammenspiel zwischen der Business Area Wind und der Vattenfall Group? Wie läuft dies insbesondere bei Projekten mit großen Investitionen? Welchen Anteil hat Vattenfall Wind an der gesamten Investitionstätigkeit der Vattenfall-Gruppe?
Was sind aktuelle Herausforderungen am Markt? Welche Bedeutung haben dabei Strompreise, Zinsen und Investitionskosten? Welche Unterschiede gibt es in den Technologien und Ländern?
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00:09:12: Sprecherin: Zielführung starten - der Management-Podcast von CTcon.
00:19:05: Dr. Christian Bungenstock: Guten Tag, liebe Hörer. Hier ist Zielführung starten, der Managementpodcast von CTcon. Ich bin Christian Bungenstock, Partner bei CTcon in Düsseldorf. Als Gastgeber freue ich mich, Sie in dieser Folge auf einer Orientierungsfahrt in die Energiewirtschaft mitzunehmen. Unterwegs sind wir mit Robert Zurawski und Axel Neumann-Giesen. Beide kennen sich gut und seit vielen Jahren aus der gemeinsamen Projektarbeit bei Vattenfall.
00:40:19: Dr. Christian Bungenstock: Robert Zurawski ist Vice President, Business Control der Business Area Wind. Seit über zehn Jahren ist er als Leiter Finanzen für alle kaufmännischen Themen in diesem Wachstumssegment verantwortlich. Zuvor war er langjährig in verschiedenen anderen Finance Führungspositionen im Vattenfall-Konzern tätig. Axel Neumann-Giesen ist Partner bei CTcon in Bonn. Seit 1998 berät er führende Konzerne in Themen der Unternehmenssteuerung und des Performance Management.
01:05:10: Dr. Christian Bungenstock: Sein Beratungsfokus gilt den Branchen Chemie, Energie, Logistik sowie Anlagen- und Maschinenbau. Gemeinsam diskutieren beide aktuelle und künftige Herausforderungen in der Steuerung und im Controlling des Wachstumsfelds der erneuerbaren Energien am Beispiel von Vattenfall Wind.
01:24:24: Axel Neumann-Giesen: Ja, Robert Zurawski, toll, dass Sie sich die Zeit nehmen für ganz super spannendes aktuelles Thema, nämlich Steuerung und Controlling in der erneuerbaren Energiebranche. (Vielen Dank und die Freude ist ganz meinerseits.) Ja, wir kennen uns ja schon eine ganze Zeit und ich würde gerne ein Stück weit in einem Gespräch reflektieren. In einer Branche, erneuerbare Energien, die auf der einen Seite einer hohen Aktualität, auf der anderen Seite aber auch einem gigantischen Wandel, wenn man mal ein paar Jahre zurückblickt, unterliegt und bin ganz gespannt.
01:55:14: Axel Neumann-Giesen: Insides und Einschätzungen als jemand, der das ganze Thema aus einer Finanzperspektive, aber immer auch stark am Business natürlich in diesem Projektgeschäft, her betrachtet und von daher würde mich am Anfang noch mal ein bisschen interessieren. Energiewirtschaft, Energiepreise alles Stichworte, die im Moment in der Gesamtsituation eine riesen Rolle spielen. Wie schauen Sie denn als Experte aus dem Thema Energiewirtschaft darauf? Was passiert da gerade und was heißt das für Ihren Bereich erneuerbare Energien?
02:23:13: Robert Zurawski: Ja, das ist natürlich eine super spannende Branche, wie Sie sagen. Wahrscheinlich könnten wir jetzt hier mehrere Stunden drüber sprechen, wenn ich mal versuche, das zusammenzufassen. Also für mich persönlich, ich bin Anfang 2015 in die Business Area Wind bei Vattenfall gewechselt. Anfang 2015, wenn man dann noch zurückdenkt, das war damals nicht nur innerhalb von Vattenfall, aber es war noch ein kleines Geschäftsfeld.
02:48:15: Robert Zurawski: Wenn man das mit heute vergleicht, haben sich die erneuerbaren Energien viel stärker entwickelt und auch schneller, als das viele vorhergesehen haben. Aber nochmal 2015 zurück. Ich weiß Wind in Vattenfall, das waren so ein bisschen "The New Kids on the Block", waren irgendwie ein paar 100 Megawatt installiert. Noch immer haben nicht alle dran geglaubt und jetzt? Jetzt sind wir 2023, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, weil die steigt, die ändert sich jeden Tag, wir haben, ich meine 4,5 Gigawatt installierte Leistung mittlerweile bei Vattenfall. Mehr als 1300 Windräder. Wie gesagt, steigt jeden Tag. Unsere Pipeline ist mindestens noch mal so groß. Es sind zwei Gigawatt in Construction, während wir gerade sprechen. Unter anderem der größte Windpark der Welt mit Hollandse Kust Zuid. Also eine super spannende Branche. Und was da noch dazugekommen ist, wenn man nur mal die letzten drei Jahre sich anschaut wir hatten da eine Zeit, da gab es Corona, wo die Preise ganz nach unten gefallen sind, wo im Prinzip alle auch in Probleme gekommen sind.
03:48:18: Robert Zurawski: Parallel dann letztes Jahr durch die Energiekrise bedingt exorbitant hohe Preise, also unglaubliche Herausforderungen auch dann in der Steuerung, weil ich würde sagen, die klassischen Kenngrößen zum Teil, die waren dann gar nicht mehr relevant zum steuern in diesem Bereich. Aber trotzdem, also ich bin froh für mich persönlich, wenn ich persönlich spreche, in dieser Branche zu sein. Unheimlich spannend. Wie gesagt, noch 2015 so ein bisschen "New Kids on the Block".
04:16:08: Robert Zurawski: Mittlerweile ist es, würde ich sagen, das Kerngeschäft von Vattenfall, weil Vattenfall, wenn man sich das anschaut der Konzern ist organisiert in sechs Business Areas und mittlerweile sind wir dort der zweitgrößte Apple Producer im Gesamtkonzern.
04:30:08: Axel Neumann-Giesen: Das ist eindrucksvoll, wenn man sich überlegt, Vattenfall als ursprünglich sehr traditionelles Energieunternehmen, Schwedisch geprägt, aber in Europa übergreifend tätig, insbesondere neben Schweden oder den Nordics, muss man fairerweise sagen auch in den Niederlanden, in Deutschland, auch in UK, so als die Kernmärkte.
04:47:10: Axel Neumann-Giesen: Ja, wie ist das, wenn man als New Kids, Sie sagten es so schön "New Kid on the Block" startet und dann plötzlich der Treiber oder ein Haupttreiber der Entwicklung in so einem Konzern ist, braucht das seine Zeit, bis der Konzern, der vielleicht in Traditionen gedacht hat ursprünglich, das annimmt? Wie ist sozusagen diese Rolle als, ich will nicht sagen Vorreiter, aber als Zugpferd der Zukunft in einem traditionellen Umfeld?
05:10:00: Robert Zurawski: Also zunächst mal macht es ne Menge Spaß, das gehört dazu, was richtig ist und Sie sagen schon, es braucht eine Weile natürlich. Der Konzern ist tatsächlich klassisch organisiert gewesen muss ich sagen, wir sind im Moment in einer anderen Situation. Aber dann hat das ein bisschen Vor- und Nachteile, wenn man sozusagen so ein bisschen "The New Kids on the block" ist.
05:30:01: Robert Zurawski: Der Vorteil ist, sie starten ja mehr oder weniger bei Null. Viele Dinge kann man selber entwickeln, selber gestalten. Ich meine, wir beide haben zusammen damals ja sogar die Planung verändert. Die Planungsphilosophie, mit der die Business Area Wind plant. Das war 2016. Das hat der Konzern mittlerweile adaptiert und übernommen. Da bin ich sehr stolz drauf, dass wir das so geschafft haben.
05:51:01: Robert Zurawski: Und das sehe ich an einigen Stellen. Es ist ganz oft so, dass wir so ein bisschen die Piloten sind. Immer das Pilotprojekt für neue Themen, für neue IT Tools. Weil das ein kleiner, geschützter Raum ist, sage ich mal, und dann der Konzern das übernimmt. Das ist der Vorteil. Man probiert Neues aus, man kann viele Dinge auch treiben dadurch.
06:10:08: Robert Zurawski: Kleiner Nachteil ist natürlich, wenn man so schnell wächst auch und vielleicht noch mal eine andere Zahl, um das zu verdeutlichen, was das heißt. 2015, da waren wir ungefähr 300 Leute. Mittlerweile sind wir 1600, 1700 und es ändert sich jeden Tag. Wenn man so schnell wächst, die Prozesse folgen nicht immer. Das heißt, man hat tatsächlich auch die Herausforderung, ob das jetzt im Finanzbereich oder im Human Resources Bereich ist, dass die Prozesse nicht immer Schritt halten können und man immer schauen muss, dass sich die Prozesse und die Organisation entsprechend schnell mitentwickeln. Das finde ich ehrlicherweise im täglichen Leben doch eine recht große Herausforderung.
06:47:24: Axel Neumann-Giesen: Ja, und das, wobei ja auch die Organisation extrem international ist. Also das eine ist ja eben, diese Prozesse weiter zu entwickeln, so wie ich das sehe. Das andere ist eben, sie sind in unterschiedlichen Ländern tätig und die Organisation ist da verteilt. Das es sicherlich auch noch mal eine spannende Herausforderung dafür zu sorgen, wie ich in unterschiedlichen Umfeldern dann diese Prozesse orchestriere über Projekte hinweg.
07:07:22: Robert Zurawski: Absolut. Wir leben im Prinzip da in der klassischen Matrix, wie Sie es gerade richtigerweise sagen, die Business Area Wind bei Vattenfall. Wir sind komplett, wie es so schön neudeutsch heißt, Cross Border organisiert. Sprich die Länder spielen in der Linien-Organisation keine Rolle, sondern es sind komplett internationale Teams, wogegen sie natürlich viele Prozesse dann wieder länderspezifisch organisiert haben müssen. Und die Gruppe, die Vattenfall Gruppe ist dann was, was die, sagen wir mal die Shared Service Center anbelangt, dann wieder länderweise organisiert.
07:33:23: Robert Zurawski: Das ist eine klassische Matrix, was in sich selbst natürlich ein paar Herausforderungen birgt. Aber ich glaube, da haben wir mittlerweile auch wirklich gute Lösungen, Lösungsansätze gefunden. Nicht immer reibungsfrei, das muss ich ehrlicherweise zugeben. Aber ich bin in Summe, würde ich sagen, funktioniert das mittlerweile ganz gut. Und da, wo es noch nicht funktioniert oder nicht richtig gut funktioniert, haben wir auch entsprechende Prozesse gerade aufgesetzt oder entsprechende Projekte gerade aufgesetzt, um dahin zu kommen.
07:58:02: Axel Neumann-Giesen: Sie hatten eben das Thema hier oder Human Resources genannt. Eine Zeit lang war ja für Energieunternehmen gerade im klassischen Umfeld es gar nicht so leicht, immer Talente und Nachwuchs zu bekommen und zu begeistern. Wir haben jetzt mit dem Thema erneuerbare Energien Wind und wir reden über Wind. Dahinter gibt es auch noch Solar und Batterie, kommen wir vielleicht gleich noch mal zu, ein bisschen da noch tiefer einzusteigen.
08:18:09: Axel Neumann-Giesen: Aber das ist ja ein Bereich, der super spannend ist, auch für junge Talente und Menschen. Wie ist, wie gehen Sie damit um? Ist das etwas, wo Sie einen eigenen Weg haben innerhalb von Vattenfall? Oder ist der Zug über die über die Aufgabe, im Bereich erneuerbare Energien und internationalen Projekten zu arbeiten, so motivierend, dass sie da viele Talente auch gewinnen und binden können?
08:39:12: Robert Zurawski: Also wir haben kein extra Weg in dem Sinne bei Vattenfall vielleicht zwei Dinge. Einmal, es ist richtig so, Sie haben es als Zug bezeichnet, den sehen wir oder in der Vergangenheit noch deutlicher vielleicht als jetzt. Das sehen wir ganz klar, dass das Thema erneuerbare Energien als solches, aber auch da der Vattenfall Slogan "Fossil free within one Generation", das ist ein Zugpferd.
08:59:13: Robert Zurawski: Also viele Leute kommen auch genau deswegen zu uns. Sie finden das gut im Bereich Solar zu arbeiten, im Bereich Onshore Wind oder Offshore Wind. Das sehen wir. Das hält auch noch an, nur ist natürlich in Summe die ganze Branche auch gewachsen. Der Wettbewerb hat sich da erhöht. Und diese Herausforderung, sozusagen die richtigen Kompetenzen zu bekommen und dass der Arbeitsmarkt enger geworden ist, den sehen wir aber auch.
09:22:18: Robert Zurawski: Also es ist schon nicht mehr so einfach, wie vor drei Jahren oder noch vor vier Jahren, Leute zu rekrutieren. Und es ist eine der großen Herausforderungen, würde ich sagen, für die gesamte Branche. Ich weiß, das gilt für andere Branchen auch, aber auch auch bei uns. Das gilt für die gesamten erneuerbaren Energien und da fast egal in welchem Kompetenzbereich, es ist eine riesen Herausforderung, die richtigen Leute, ich sage es mal, wirklich schnell genug an Bord zu bekommen.
09:49:18: Axel Neumann-Giesen: Wie viel Flexibilität brauchen diese Leute denn? Das Geschäft ist ja ein Projektgeschäft, das heißt, die Bauprojekte, neue Windparks oder Anlagen sind hier und da. Ich spreche jetzt weniger vielleicht über die Kaufleute, sondern auch über viele Techniker. Ist das Thema Flexibilität und Internationalität ein wichtiges bei Wind? Oder arbeitet man dann doch sehr stark im nationalen Umfeld?
10:09:22: Robert Zurawski: Das hängt wirklich von den Jobs ab, würde ich sagen. Also gerade so im administrativen Bereich, aber auch Projektsteuerungsbereich und auch in der übergeordneten Projektorganisation ist es fast egal, wo die Leute herkommen. Da haben wir uns wirklich auch viel entwickelt in den letzten Jahren und auch die ganze Projektorganisation ist komplett international organisiert. Also ich mache mal ein Beispiel, weil es bietet sich gerade an, wir haben ja unser größtes Projekt da Hollandse Kust Zuid was gerade in Construction ist, wie man so schön sagt, im Bau befindlich vor der holländischen Küste.
10:40:00: Robert Zurawski: Dieses Projektteam ist komplett international organisiert. Die Leute, die den Bau wirklich machen und verantworten, die sitzen vor Ort in Holland, sind aber zum Teil auch aus anderen Ländern. Also da ist eine Flexibilität da. Aber dann vielleicht mehr in meinem Team so einen Commercial Projectmanager oder auch der Projektcontroller ist eigentlich völlig egal, in welchem Land die sitzen. Also der der Commercial Projectmanager für Hollandse Kust sitzt in Hamburg als Beispiel.
11:04:14: Robert Zurawski: Ja, wir haben andere Leute in UK, die das Projekt dann wieder unterstützen. Da haben wir uns auch sehr geöffnet als als Business, muss ich sagen, und bieten diese Flexibilität auch den Leuten an, ganz klar. Wie gesagt, alle die vor Ort sein müssen und den Bau vor Ort betreuen und verantworten. Das gilt auch später, wenn der Park in Betrieb ist.
11:23:02: Robert Zurawski: Da muss man natürlich, wie man, wie wir so schön sagen "on site" sein. Das ist, das ist ganz klar. Aber auch da sehen wir, dass der Arbeitsmarkt an der Stelle auch flexibel geworden ist. Also wir haben Techniker, die, die in Offshore arbeiten, die aus Spanien kommen beispielsweise, also da hat sich der Arbeitsmarkt flexibilisiert und so mussten wir uns als Unternehmen auch anpassen und entsprechende Regelungen auch finden, dass wir diese Flexibilität auch mitgehen können.
11:51:08: Axel Neumann-Giesen: Da hilft es dann, dass Vattenfall immer schon internationales Unternehmen war, schon seit je her. Von daher man gewohnt war, immer in verschiedenen Ländern zu arbeiten und auch in übergreifenden Teams zu interagieren. Sie sprachen eben das Thema Controlling auch schon mal an, oder Finanz, Sie sind ja auch finanzverantwortlich. Von daher Vattenfall Wind, der Bereich, wo sie Verantwortung tragen, da gibt es im Wesentlichen ja drei Geschäfte, drei Business Units, das heißt Offshore, Solar battery hatten wir eben schon mal.
12:22:07: Axel Neumann-Giesen: Wie ist denn zu diesen drei Geschäften, ihre Controlling und Finanzorganisation aufgestellt? Also wie sind da so die wesentlichen Aufgabenverteilung und was wird übergreifend gemacht?
12:34:07: Robert Zurawski: Ja, gute Frage. Wir haben die, wir haben eine relativ große, ich nenne es mal Finanz- und Governance-Organisation, weil bei in der Business Area Wind, die wir haben. beispielsweise habe ich bei mir einen relativ großen Bereich, der heißt Valuation.
12:49:17: Robert Zurawski: Das ist nicht das klassische Controlling, sondern das sind praktisch die Kolleginnen und Kollegen, die jegliche Wirtschaftlichkeitsberechnung für alle Projekte, egal ob Solar, Batterien, Onshore Wind, Offshore Wind das wird da alles zentral gemanagt und diesem Bereich, der ist zentralisiert als beispielsweise und daneben ist auch das Controlling zentral organisiert, aber natürlich aufgeteilt auf die Bereiche. Also es gibt ein Controlling Team für die Business Units Solar Batterys. Es gibt ein Controlling Team für den Onshore Wind Bereich und ein Controlling Team für den Offshore Wind Bereich, aber die berichten sozusagen alle direkt an mich. Das hat den Vorteil, dass sie natürlich von vornherein die gleichen Prozesse in den klassischen Themen Reporting, Forecasting, Business Planning, dass sie das einführen können. Und das Gleiche haben wir nachgezogen jetzt für den Bereich Governance und Compliance.
13:39:15: Robert Zurawski: Auch praktisch das Thema Legal Governance und Project Governance hängt sozusagen mittlerweile bei mir. Um zu gewährleisten, dass wir diese Governance Themen gleich abfahren in den drei Business Units, was dann wieder den Vorteil hat, dass wir das natürlich dann, Governance ist ja zum Teil auch wieder länderspezifisch. Ja, gerade was das Thema Legal Entitys anbelangt. Das wir das natürlich super harmonisiert hinbekommen.
14:01:08: Robert Zurawski: Also das würde ich, wenn ich Empfehlung, kann ich nur empfehlen, das so zu tun. Es ist ja immer die Diskussion, was macht man zentral, was macht man dezentral? Ich würde sagen, dass wir im Moment da eine sehr gute Aufteilung gefunden haben.
14:13:08: Axel Neumann-Giesen: Ja, also auch noch mal diese Bündelung auch dieser Governance Themen, gerade weil es eine immer komplexe Organisation, verteilte Organisation mit, wenn man so will, übereinanderliegenden Ebenen auf der einen Seite die Länder, dann die Business Units und aber eben auch Projekte, die dann noch mal da drin liegen.
14:31:10: Axel Neumann-Giesen: Da hat sich also bewährt, übergreifend genau diese Governance Prozesse zu standardisieren oder zumindest zu harmonisieren. Aber auch vor allem auf einer oberen Ebene gemeinsam abzufahren.
14:45:10: Robert Zurawski: Absolut. Vielleicht kann ich da noch eine Zahl einwerfen, die das so ein bisschen verdeutlicht. Dadurch, dass die ganz viele, gerade die die Wind und Solar Gesellschaften ganz oft oder die Projekte ganz oft in eigenen Gesellschaften organisiert sind, sei es aus Gründen der Beantragung, sei es aus Gründen der der Permits, also der Rechte der der Genehmigung oder auch, weil wir an vielen Stellen Partner drin haben in dem Bereich, also andere Shareholder, haben wir im Moment ungefähr 130 legal Einheiten in sieben Ländern.
15:15:12: Robert Zurawski: Und das ist natürlich, das macht Sinn, wenn Sie das zentral irgendwo führen.
15:20:12: Axel Neumann-Giesen: Ja, das ist eindrucksvoll, wenn man sich das anguckt, wie sind denn, Sie hatten eben Stichwort genannt das Thema Partnering. Was heißt denn das also? Heißt das, dass Sie Partner suchen, Industriepartner für den Betrieb von Windparks oder für den Bau von Windparks? Wie ist da so die Überlegung in diesen Geschäften?
15:37:11: Robert Zurawski: Ja, also das ist vor allem von dem Offshore Bereich interessant, und zwar aus zweierlei Themen. In der Vergangenheit kam der Bedarf auf unserer Seite davon her, dass die Projekte wurden immer größer. Wenn wir noch vor 2015, 2016, da hatten wir vier, fünf Megawatt Turbinen, die Parks hatten sagen wir mal Größenordnung 200, 300 Megawatt. Jetzt nehmen wir mal so einen Park wie der, wie der Hollandse Kust South, zum Beispiel, da reden wir über 1,5 Gigawatt.
16:02:15: Robert Zurawski: Das sind einmal riesige, riesige Parks, die sie natürlich auch finanziell stemmen müssen. Also die Investitionssumme, da sind 2,5 Milliarden €, (Das sind Groß kraftwerke eigentlich) Absolut, ja. Da macht es natürlich auch Sinn, sich einen Partner an Bord zu holen von der Motivation her. Andererseits sehen wir gerade in der Industrie den Bedarf an ich nenne es mal Grünen Elektronen, den Bedarf an grünen Strom und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern auch wirklich, dass man den Strom auch da geliefert bekommt über Stromlieferverträge. Und da sind wir in den letzten Jahren dazu übergegangen, dass wir da, wie sagt man so schön neudeutsch, Joint Forces machen, dass wir da zusammenkommen mit Industriepartnern. Ich nehme mal das Beispiel Hollandse Kust, das bietet sich so an. Da ist unser Partner mit 49 % in dem Windpark die BASF als Beispiel. Und das ist ein klassischer Industriepartner.
16:51:00: Robert Zurawski: Die BASF ist da drin als Shareholder mit 49 % und hat in den Anteil auch ein Stromliefervertrag mit uns. Und das ist so eine Win-Win Situation. Auf der einen Seite hat die BASF sozusagen nicht nur den grünen Strom, sondern ist auch, hat auch einen Anteil an dem Park, ist auch am Gewinn natürlich logischerweise beteiligt und uns ermöglicht das sozusagen natürlich auch, dass wir die Mittel schneller zurückbekommen, nicht alles in den einen Park machen und sozusagen die Mittel, die sie da wieder bekommen, gleich wieder freisetzen und einen nächsten Park kreieren.
17:19:17: Robert Zurawski: Also das erlaubt uns eine schnellere, einen schnelleren Investitionsumlauf und deswegen ist das gerade im Offshorebereich eigentlich. Ich überlege gerade, es sind mehr als die Hälfte der Parks, bei denen wir wirklich Partner drin haben, sind nicht immer Industriepartner. Es gibt auch Pensionsfonds beispielsweise. Das haben wir in UK, haben wir einen relativ großen Park, da ist ein schwedischer Pensionsfonds beteiligt.
17:42:06: Robert Zurawski: Aber wir haben auch in Deutschland DanTysk und Sandbank zwei Parks, an denen die Stadtwerke München beteiligt sind. Wir haben verschiedene Partner, mit denen wir da zusammenarbeiten. Sehr erfolgreich auch.
17:51:06: Axel Neumann-Giesen: Ja spannend. Das ist jetzt, wie sagt man, Offshore so ein Stückweit. Die Strategie oder die Ausrichtung gibt es für Onshore oder SOBA, aber ähnliche oder auch andere Marktausrichtung. Wie ist da so grob gesprochen, soweit man das so sagen kann, sagen die die Marktbearbeitungsstrategie für die Entwicklung?
18:10:07: Robert Zurawski: Also in Onshore sind wir da sehr flexibel. Auch da haben sich die Parks übrigens da sehr sehr stark entwickelt. Also oder falsch. Ich muss mich korrigieren, das ist sehr länderspezifisch, wie groß die Parks sind. In Deutschland beispielsweise ist es eine sehr zerklüftete Landschaft, da sind die Parks eher klein. Das sieht man auch, wenn man so durch Lande fährt, ganz oft, da stehen nur vier, fünf, manchmal sechs Windräder. Wenn Sie dagegen in Schweden. Da haben wir letztes Jahr den größten Windpark Schwedens in Betrieb genommen. Da stehen 80 Windräder. Also es ist einfach eine andere Größenordnung. Und zum Beispiel eben dann so einen großen Park wie der in Schweden. Den haben wir auch nicht allein gebaut. Da sind wieder zwei Partner mit an Bord.
18:49:08: Robert Zurawski: Kleinere Parks haben wir so dass wir ganz oft diese Parks selbst entwickeln, selbst bauen und dann zum Teil auch verkaufen. An Investoren, an Fonds, wer auch immer. Wir nennen das Develop to sell. Wir entwickeln, wir bauen, weil wir natürlich auch darin gut sind. Das sage ich vielleicht mit einem gewissen Stolz natürlich auch. Diese Parks dann sozusagen an Investoren komplett verkaufen und dann nur noch die Betriebsführung übernehmen. Im Solarbereich machen wir das fast ausschließlich dieses sogenannte Develop to sell.
19:21:00: Axel Neumann-Giesen: Also gar kein eigenes Betreiben, sondern das wird komplett entwickelt und dann an den Markt gegeben für weiteren Betrieb.
19:29:00: Robert Zurawski: Also wir haben einige, einige Parks, die wir behalten, aber die Mehrheit ist tatsächlich so genau wie entwickeln die, wir bauen die. Hat den Vorteil, aber natürlich mehrere parallel haben. Wir können natürlich Skaleneffekte da generieren, die dann nicht alle so generieren können und erwirtschaften dann wieder Vorteile, für die Investoren an der Stelle. Im Solar ist es natürlich dann wieder einfacher, weil die Betriebsführung, wenn der Solarpark einmal steht, ist natürlich relativ simpel, da gibt es keine Teile oder so und das ist natürlich viel einfacher, dann auch für Investoren Gruppen da einzusteigen.
20:00:00: Axel Neumann-Giesen: Allenfalls fehlende Sonne. Aber das ist in anderen Händen, das hat man nicht in der Steuerung, das hat nichts mit Controlling und Performance zu tun.
20:08:08: Axel Neumann-Giesen: Vielen Dank für die Einblicke auch in wie Vattenfall die Themen angeht, Markt seitig und Geschäftsmodell seitig. Jetzt sind sie ja Finanzer und verantworten dort sagen wir mal auch Steuerung und Controlling. Und wir haben so ein bisschen über die Organisation eben gesprochen. Was sind denn so die wesentlichen Herausforderungen für eine Finanzorganisation in einem solchen Umfeld? Ich nenne mal so als Stichworte auf der einen Seite Projekt und Baugeschäft, aber auch den Betrieb von großen Parks, aber auch als zweites Stichwort vielleicht das Thema, auf der einen Seite denken Sie in den Projekten immer in Meilensteinen "Toll Gates" und verschiedenen, sagen wir mal Taktungen. Und das ist aber unabhängig natürlich vom berühmten 31.12, der aber für Finanzer genauso wie sagen wir mal Monats oder Quartalsscheiben für die Berichterstattung auch wichtig sind. Also das muss man ja auch übereinander kriegen. Auf der einen Seite Manager, die denken irgendwie in Projektzyklen und sie als Finanzer müssen dann auch gucken, dass neben diesem Blick aufs Geschäft auch der Periodenblick gewahrt ist. Was sind denn so die wesentlichen Herausforderungen in der Steuerung eines Finanzverantwortlichen.
21:10:07: Robert Zurawski: Sie haben sie gerade alle genannt. Ich versuche das mal abzuschichten, also wenn wir mal mit dem ersten Thema anfangen. Projekt Baugeschäft versus operativer Betrieb. Im Prinzip ist es, wie wenn Sie zwei Unternehmen haben. Das eine Unternehmen ist quasi dafür verantwortlich, Projekte zu entwickeln und Projekte zu bauen und dann ist fertig und das andere Unternehmen ist quasi die entsprechenden, ich nenne es mal Assets, die entsprechenden Wind oder Parks dann zu betreiben.
21:35:13: Robert Zurawski: Die Steuern sind natürlich völlig unterschiedlich, wenn ich mit dem letzteren anfange. Das ist ja fast wie ein klassisches Kraftwerk. Da unterscheidet sich die Steuerung gar nicht so viel anders von, ich meine, ich war früher im fossilen Bereich, im Kohlekraftwerksbereich, da unterscheidet sich das gar nicht groß. Am Ende des Tages, dieses Thema. Da steuern Sie ganz klassisch über Kenngrößen, Stromgestehungskosten, operative Kosten pro Megawattstunde usw. da haben Sie Ihre bestimmten Kenngrößen, Verfügbarkeiten spielen eine große Rolle, vielleicht bei erneuerbaren Energien noch viel, viel mehr das Thema, wie wir es nennen Revenue based availability. Also nicht nur eine Zeit Verfügbarkeit, sondern sie müssen dann verfügbar sein, wenn die Preise entsprechend sind. Und dann haben sie aber eben diesen Projektentwicklungs-/ und diesen Konstruktionsbereich, den Sie natürlich mit komplett anderen Kenngrößen führen müssen. Und da spielt das Thema das zweite, was Sie genannt haben, natürlich absolut rein.
22:26:09: Robert Zurawski: Die Jahresscheiben spielen da im Wesentlichen keine große Rolle und wir haben das so gemacht, dass wir auch bei der Steuerung der Projekte, dass wir den Projekten das in der Steuerung wirklich gar nicht anlasten. Die Kenngrößen beziehen sich da immer auf die Projekte. Die heilige Kuh nenne ich es mal immer da ist natürlich, dass sie wollen in Budget, in Time bleiben.
22:45:19: Robert Zurawski: Das sind die, beiden wesentlichen Kenngrößen. So steuern wir auch die Projekte tatsächlich plus natürlich die Wirtschaftlichkeit, ganz klar. Und zwar nicht nur während der Entwicklung, sondern auch während der Bauphase. Das wird für uns regelmäßig nachgehalten, auch nachgesteuert. Und es ist dann eigentlich nur noch die Aufgabe der Controlling Organisation, das dann in so ein Reporting zu übersetzen, was dann wieder Jahresscheiben basiert ist für die Projekte und die Projektsteuerung, die haben wir davon befreit.
23:12:13: Robert Zurawski: Das sagen wir, das ist für euch gar nicht relevant, da kümmern sich die Controller drum, ihr kümmert euch um das Projekt. Natürlich gibt es dann manchmal schon Incentives, wenn gerade wenn sie große Investitionsprojekte haben und dann überlegen, macht es mehr Sinn, große Zahlungen in dem einen Geschäftsjahr zu haben oder anderen Jahr, da können wir dann Einfluss nehmen. Aber es ist fürs Projekt und für die Projektsteuerung gar nicht so, gar nicht so relevant, sondern relevanter ist es tatsächlich, die Zeitpläne einzuhalten, im Budget zu bleiben und kann ich auch mit einem gewissen Stolz sagen, da sind wir wirklich gut, muss ich sagen.
23:44:08: Robert Zurawski: Also wenn ich überlege, dass wir so einen Windpark wie Danish Kriegers Flak während der Corona Pandemie gebaut haben, mit allen Herausforderungen, die es da gab und da den Park ein paar Wochen eher als geplant in Betrieb genommen haben und unterm Budget geblieben sind, dann ist das eine Riesenleistung der Organisation gewesen und zeigt, dass wir da auch ein paar Sachen richtig gemacht haben.
24:05:01: Robert Zurawski: Ein Thema was, vielleicht das dritte Thema, was tatsächlich auch eine Herausforderung ist, gerade in dem Projektgeschäft und das ist vielleicht ein bisschen anders als in anderen Branchen, ist das ganze Thema Unsicherheit durch die durch die Auktionen, die wir sehen. Denn ich weiß nicht, ob das allgemein bekannt ist, aber gerade im Offshore Bereich hat sich es mittlerweile ja so entwickelt, dass in fast allen Ländern die Windfarm ausgeschrieben werden und man sich an diesen Auktionen beteiligen muss.
24:34:06: Robert Zurawski: Die sind unterschiedlich ausgestaltet dann wieder pro Land. Da hat sich die, da gibt es in Europa keine Einigung. Manche Länder, wie beispielsweise Frankreich, da ist das preisbasiert nenn ich es mal, also der, im Wesentlichen preisbasiert, derjenige oder dasjenige Unternehmen, was sozusagen den günstigsten Preis anbietet in Euro pro Megawattstunde dann, bekommt da am Ende den Zuschlag. Länder wie UK, die haben ein sogenanntes CFD geschrieben so ein Contract for Difference. Und wieder andere Länder wie Holland als beispielsweise unseren Windpark Hollandse Kust South, da spielt der Preis gar keine Rolle, sondern es ist ein sogenannter Beauty Contest.
25:09:15: Robert Zurawski: Da müssen Sie Ihr Konzept abgeben mit innovativen Lösungen, mit Systemintegrationsideen. Und da bekommt derjenige den Zuschlag, der das beste Konzept in Summe anbietet. Das wiederum führt natürlich dazu, wenn Sie jetzt in die Rolle der Organisation reinversetzen. Sie haben Ihre ganzen, ihre ganzen Ressourcen menschlich, aber auch Kapital versuchen Sie in das Projekt zu schieben, entwickeln dieses Projekt, dann gehen Sie in diese Auktion rein und da ist wirklich, das ist binär da ist Null, Eins. Da gibt es keinen zweiten Platz. Es kann nur einer gewinnen und manchmal treffen wir da 20 Wettbewerber und am Ende bekommt einer den Zuschlag. Das ist eine Herausforderung auch für die Controlling Organisation. Wie viel, Frage ein, wie viel investieren Sie da drin? Und um es überhaupt noch profitabel zu halten, weil es kann ja sein, dass Sie da nicht verlieren.
25:58:08: Robert Zurawski: Sie gehen aber natürlich mit der Logik ran, dass Sie es gewinnen wollen. Und das ist nicht immer einfach sozusagen. Diese Diskussion auch im Konzern. Wie viel investieren sie da? Weil natürlich auch wir, wir können nicht jedes Projekt gewinnen. Wir sind, würde ich sagen, auch recht erfolgreich, aber haben natürlich definitiv nicht alles gewonnen. Das ist ganz klar.
26:22:11: Axel Neumann-Giesen: Bisschen wie in der Beratung, man will auch immer jedes Projekt gewinnen, aber muss es eben auch leisten können. Von daher ist in der Tat, also das kann ich sehr gut nachvollziehen, dass man in jedes Projekt rein muss. Aber wahrscheinlich gibt es auch eben einen Konzern, der auch eine bestimmte Anzahl von Mitteln auch nur bereitstellen möchte oder kann, je nachdem. Und von daher muss man sich gut überlegen, wie man da umgeht. Hat fast was spieltheoretisch, wenn ich mir das so überlege.
26:47:03: Robert Zurawski: Also wir haben das zum Teil sogar mit spieltheoretischen Ansätzen manchmal durchgeplant und das ist der zweite Punkt, den ich da sagen wollte auch noch. Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Businessplanung darauf. Was nehmen Sie denn an? Wir haben eine lange Liste an Projekten gerade im Offshore Bereich, die wir gerne hätten.
27:02:14: Robert Zurawski: Aber wie gesagt, die wir gerne hätten, wir wissen es nicht genau. Was nehmen Sie denn jetzt für eine Planung an, für die nächsten fünf Jahre, Finanzplanung usw.? Ganz spannend, muss ich sagen, da haben wir uns auch rangetastet, wie wir damit umgehen. Mit dem Thema Unsicherheit. Und am Ende des Tages arbeiten wir da auch mit bestimmten Szenarien natürlich. Und um da die Flexibilität haben und zwar um da die Flexibilität zu haben.
27:27:19: Robert Zurawski: Und ich würde sagen, dass wir da mittlerweile recht gut sind in der Organisation, auch um diese, sagen wir mal regelmäßig anzupassen. Die entsprechenden Forecasts, die entsprechenden Outlooks, ja.
27:38:19: Axel Neumann-Giesen: Ja, ist ja für die Finanzorganisation, denke ich, eine große Herausforderung, aber auch wichtige Aufgabe. Denn klar, jeder der im Projekt ist, denkt in seinem Projekt und will das Projekt gewinnen. Und will, tut das Beste irgendwo im Land und im Projekt dafür, dass das klappt.
27:52:02: Axel Neumann-Giesen: Aber Sie als Finanzorganisation müssen natürlich auch die Dinge zusammenhalten und überblicken. Ist das Ganze noch finanzierbar? Muss ich mit der Gruppe nehme ich mal an noch Dinge abstimmen. Denn wenn man jetzt plötzlich zu viel gewinnt, muss man auch plötzlich ganz schön viel Cash auf den Tisch legen. Wie ist denn da so das Zusammenspiel? Also lässt die Gruppe sie da machen oder ist gerade bei großen Projekten da schon eine enge Abstimmung mit der Vattenfall Gruppe?
28:12:03: Robert Zurawski: Also da ist natürlich eine ganz enge Abstimmung, ganz klar, weil gerade sie sagten es bei den großen Projekten auch das ist länderspezifisch wieder. Bei manchen Projekten ist es wirklich so, in dem Moment wenn Sie den Zuschlag haben, müssen Sie auch einen dreistellige Millionen Euro Betrag auf den Tisch legen. Als Sicherheit zum Teil. Und dann natürlich hängen relativ große Investitionen dran, weil wenn man den Zuschlag bekommt und das ist fast überall gleich, dann wieder, wenn Sie den Zuschlag bekommen, egal mit welchem Verfahren, dann haben Sie bestimmte Commitments auch und dann wieder zurückzugehen, dass zieht eigentlich relativ große Strafzahlungen oft hinterher.
28:41:22: Robert Zurawski: Das heißt, es ist dann schon wie so eine vorweggenommene Investitionsentscheidung, obwohl Sie noch gar nicht alles genau wissen, weil Sie haben zu dem Zeitpunkt ganz oft, wenn sie ein Bid abgeben, den Windpark im Detail, manchmal noch gar nicht durchgeplant, weil es einfach viel zu früh ist. Das ist auch noch mal eine spannende Herausforderung, wenn ich es gerade erzähle, erzählt hatte, wie schnell sich die sozusagen die Turbinen Technologie da entwickelt.
29:04:08: Robert Zurawski: Aber die Abstimmung mit der Gruppe ist sehr eng, weil wir ja mittlerweile, sagen wir mal, der ganze Bereich Business Area Wind, repräsentiert ungefähr 50 % des gesamten Investitionsbudgets der Vattenfall Gruppe. Also das heißt, meine Abstimmung mit dem CFO von Vattenfall ist da, an der Stelle, eine recht enge. Ganz klar.
29:22:08: Axel Neumann-Giesen: Auch verständlich, weil man hört ja auch immer wieder oder kann auch lesen, dass gerade bei dem Thema Strompreise, wie entwickeln die sich gerade, wie entwickeln sich Zinsen und Material Preise im technischen Umfeld?
29:33:14: Axel Neumann-Giesen: Da gibt es ja viele Effekte, die übereinander und nicht immer, alle in die richtige Richtung laufen. Wie sind da so aktuelle Herausforderungen im Markt, wo Sie als Finanzer sagen, das hat dann wirtschaftliche, aktuelle Implikationen oder Diskussionsbedarfe?
29:48:18: Robert Zurawski: Ja, das ist aktuell gerade ein ganz spannendes Thema, vor alle Dingen im Offshore Bereich, weil der Offshore Bereich befindet sich wirklich im Moment in einer doch spannenden Situation und das geht allen Wettbewerbern im Moment so, dass praktisch so ein Dreieck, in das wir reingerutscht sind, im Englischen will man sagen, so eine klassische Catch-22 Situation wie wir wahrscheinlich alle wissen wir, die Strompreise sind wieder auf ein normales Niveau zurückgekehrt.
30:09:21: Robert Zurawski: Wir sind ungefähr auf dem Niveau von vor zwei Jahren, ungefähr, vielleicht noch ein bisschen drüber. Aber andererseits haben wir die Situation, dass die Zinsen sich natürlich deutlich nach oben entwickelt haben, was dazu führt, dass einfach die Kapitalkosten der Unternehmen, auch der Investoren, auch von Partnern sich nach oben entwickelt haben und dann die entsprechenden Anforderungen, also diese Hurdle Rates, wenn man es mal so nennt, auch nach oben gerutscht sind.
30:30:19: Robert Zurawski: Und jetzt kommt das dritte Element dazu. Gerade im Offshore Bereich haben sich die Kosten deutlich nach oben entwickelt, also die Investitionskosten für die Windturbinen, für den Stahl, für die Fundamente und das würde ich sagen, also wenn ich mal eine Zahl da nennen müsste, jetzt in den letzten zwölf Monaten zum Teil plus 40 % so. Das heißt sie kriegen da natürlich so ein paar Probleme, den Business Case entsprechend darzustellen und das sehen wir gerade branchenweit im Offshore Bereich.
30:59:10: Robert Zurawski: Und das ist eine riesen Herausforderung im Moment. Und ich würde im Moment sagen, die Politik ist noch momentan noch nicht da, ehrlicherweise. Das heißt, wir erklären das gerade auch überall in den entsprechenden Regierungen, sagen, dass wir in dieser Situation sind. Und parallel ist es so, dass eben auch die großen Supplier gerade im Windturbinen Bereich Siemens, Vestas, GE, wie man sich den ihre Finanzsituation anschaut, die ist ja auch nicht gerade super rosig.
31:24:06: Robert Zurawski: Also da ist eine spannende Herausforderung. Interessanterweise ist das im Solarbereich komplett anders gerade. Im Solar Bereich sind weltweit die Nachfrage nach Solarpanels so zugenommen. Aber auch die Produktion. Und da ist eine gesunde Mischung. Das heißt, die Baukosten für einen Solarpark und gerade die, die großen, die wir bauen, die entwickeln sich gerade nach unten. Also wirklich eine ganz spannende Gemengelage in den Technologien, in den Ländern. Aber gut, das ist so ein bisschen auch das Salz in der Suppe gerade. Und das ist der Grund, warum es auch Spaß macht, ehrlicherweise genau in dem Bereich zu arbeiten.
31:58:10: Axel Neumann-Giesen: Ja, das ein gutes Stichwort. Ich höre bei all dem, was Sie sagen und wie Sie es berichten, das Thema brennt bei Ihnen und Sie brennen für das Thema. Was motiviert Sie persönlich, insbesondere in diesem Thema Erneuerbare Energien in der, sagen wir mal Herzstück der Energiewirtschaft gerade zu arbeiten? Was sind so ein paar persönliche Blicke darauf.
32:16:20: Robert Zurawski: Also wenn mich jemand fragt, sage ich immer, ich habe den besten Job der Welt. Es macht wirklich riesen Spaß. Es macht riesen Spaß was zu entwickeln, was vorwärts zu bringen, was zu bewegen und das seit 2015. Das macht mich stolz. Das erfüllt mich sozusagen auch wirklich mit der Motivation hier ranzugehen. Und zumindest Sie wissen ja, dass ich Bergsteiger bin.
32:39:01: Robert Zurawski: Es ist, am Ende freue ich mich immer, wenn ich wieder den nächsten Gipfel erklommen habe. Und da hat er schon mal Nelson Mandela hat das, glaube ich, gesagt, in einem Zitat, wenn Sie auf einen großen Berg steigen und den Gipfel erreichen. Das einzige, was Sie dort sehen, ist, dass es da noch viele weitere Gipfel zu erklimmen gibt. Und so ist es auch hier.
32:53:08: Robert Zurawski: Sie schaffen ein großes Projekt, freuen sich stolz. Und wenn Sie dann da oben sind und das Projekt geschafft haben, sehen sie, ah da kommen noch ein paar andere und dann nimmt man sich die wieder vor. Und da ist vielleicht noch eine Analogie, weil wir gerade das Thema Unsicherheit hatten. Sie können nicht immer gewinnen, aber ich bin zumindest ein Mensch, der dann nicht aufgibt.
33:11:22: Robert Zurawski: Ich gehe dann noch mal los. Also, und da auch eine Analogie aus dem Bergsteigen, für manche Berge braucht man mehrere Versuche. Also ich weiß, für die Überschreitung der Wildspitze in Tirol habe ich drei, drei Anläufe gebraucht. Wichtig ist natürlich dann immer zu erkennen, wann muss man umdrehen, um auch damit es nicht zu gefährlich wird. Und am Ende des Tages, beim dritten Mal war es dann erfolgreich.
33:33:18: Axel Neumann-Giesen: Das heißt Business Judgement, an der Stelle auch immer, man muss sich es überlegen, wann greife ich zu und wann setze ich neu an? Klingt super spannend und ich spüre das Herzblut im Thema. Nicht nur im Bergsteigen, sondern auch im Bereich Wind und erneuerbare Energien. Ganz, ganz herzlichen Dank für das tolle Gespräch. Ich glaube, das hat den Zuhörern und allen, die Spaß und Interesse an diesem Thema haben, noch mal richtig viel gebracht über Finanzen, Steuerung und aktuelle Herausforderungen im Bereich erneuerbare Energien, am Beispiel von Vattenfall Wind, einem der Vorreiter und Big Player in Europa, in diesem Thema, gebracht. Vielen Dank für das tolle Gespräch nochmal Robert Zurawski und ich freue mich auf viele weitere Gespräche und alles Gute und auf bald.
34:21:18: Dr. Christian Bungenstock: Vielen Dank, dass Sie uns auf der heutigen Orientierungsfahrt unseres Managementpodcasts Zielführung starten begleitet haben. Haben Sie eine gute Zeit bis zu unserer nächsten gemeinsamen Tour. Im September finden Sie die nächste Folge auf www.ctcon.de/podcast und sicher auch in dem von Ihnen präferierten Podcast-Verzeichnis.
34:58:18: Sprecherin: Das war "Zielführung starten", der Management-Podcast von CTcon.
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